Bereits seit 4000 Jahren v. Chr. wird in Spanien Wein angebaut, dem Land, das die größte Rebanbaufläche der Welt besitzt. Den extremen klimatischen Bedingungen zum Trotz gibt es über das ganze Land verteilt eine große Vielfalt an autochtonen Rebsorten, die sich den Boden- und Klimabedingungen angepasst haben. Zusätzlich werden für spanische Weine auch internationale Rebsorten kultiviert.
In den letzten Jahren haben sich immer mehr spanische Winzer dem Anbau von Qualitätswein verschrieben. Vor allem aus kleinen Anbaugebieten kommen gut ausbalancierte, hochwertige und typische spanische Weine, die so manchen Weinliebhaber zum Schwärmen bringen.
Was liegt also näher, als bei einer Weinprobe spanische Weine und die Vielfalt ihrer Aromen zu entdecken. Dabei lassen sich Genuss und Geselligkeit auf angenehme Weise kombinieren. Beim gemeinsamen Degustieren entstehen schnell angeregte Gespräche und ganz nebenbei lernt man interessante Dinge über spanische Weine und schult die Geschmacksnerven.
Die Basics - Was gehört zur Weinprobe?
Der Raum für die Weinproben
Eine Weinprobe lässt sich schnell und mit wenig Aufwand vorbereiten. Wenn man ein paar grundsätzliche Dinge beachtet, steht dem geschmacklichen Abenteuer nichts mehr im Wege.
Zunächst ist es wichtig, für die Weinprobe einen hellen, gut gelüfteten Raum auszuwählen, in dem das Degustieren des Weins nicht durch andere Dufterlebnisse von Parfüm, Tabak oder Küchendünsten gestört wird. Zu empfehlen sind außerdem weiße Tischdecken oder Platzsets. Sie bilden den idealen Hintergrund für die Begutachtung des Farbenspiels, das spanische Weine bieten. Deshalb sollte der Raum für die Weinprobe auch nicht in Schummerlicht getaucht sein, sondern in helles, natürliches Licht. Da jeder Gast im Laufe der Weinprobe mehrere Gläser und möglicherweise auch einen kleinen Teller und einen Block für Notizen bekommt, sollte für ausreichend Platz gesorgt sein, um alle diese Dinge bequem vor sich anzuordnen.
Das Handwerkszeug
Bei jeder Weinprobe müssen genügend Gläser vorhanden sein, damit die Gäste für jeden Wein ein neues Glas bekommen, außerdem ein Glas für Wasser, das zwischendurch zum Neutralisieren des Geschmacks getrunken wird. Am besten geeignet sind kleine bauchige Gläser mit Stiel aus dünnem Glas, die nach oben hin etwas schmaler werden. Sie sollten nur maximal bis zur Hälfte gefüllt werden. Spezielle Degustationsgläser sind kleine Weißweingläser für 2 cl Wein. Durch die bauchige Form können sich die Duftstoffe des Weins auf einer größeren Oberfläche entfalten, können aber nicht so schnell oben aus dem Glas entweichen, wenn es eine kleine Öffnung hat. So bleibt genügend Konzentration erhalten, um den Wein gründlich zu erschnuppern. Weingläser sollten immer am Stiel gehalten werden, damit die Temperatur des Weins nicht durch die Handwärme steigt.
Wer den Wein für die Weinprobe dekantieren möchte, braucht einen Dekanter, in den der Wein aus der Flasche vorsichtig umgefüllt wird. Der Wein kommt beim Dekantieren wesentlich mehr mit Sauerstoff in Kontakt, einmal auf dem Weg durch den schmaleren Hals des Dekanates und dann durch die große Oberfläche des nach unten hin breiter werdenden Gefäßes. Im Dekanter sollte der Wein ungefähr eine Stunde lang "atmen", damit die Aromen sich richtig entfalten können. Dekantieren empfiehlt sich bei alten Rotweinen, bei denen sich im Laufe der Zeit ein Depot am Flaschenboden abgesetzt hat, und bei jungen Rotweinen mit viel Tannen, die gut belüftet werden sollten.
Korkenzieher zum Öffnen von Weinflaschen, die mit einem Korken verschlossen sind, gibt vom einfachen Modell mit Spindel und Griff über Screwpull-Korkenzieher, die dank raffinierter Dreh- und Hebelwirkungen den Korken nahezu ohne Kraftaufwand aus der Flasche befördern. Das Universalgerät unter den Korkenziehern ist das sogenannte "Kellnermesser", das wie ein Taschenmesser aufgebaut ist. Es enthält ein kleines Messer zum Abschneiden der Kapsel, eine Spindel, die in den Korken gedreht wird und eine Art Stütze, die beim Herausziehen des Korkens auf den Flaschenrand aufgesetzt wird.
Auch Spucknäpfe sollten bei der Weinprobe bereit gestellt werden. Am besten eignen sich dafür undurchsichtige, blumentopfartige Gefäße mit breiter Öffnung. Wer das Probierglas also nicht ganz austrinken möchte, kann den Rest des Weines dort hineinschütten oder kann die Probierschlucke im Mund bewegen und anschließend in den Napf spucken.
Bei der Weinprobe kann der Wein entweder direkt vorgestellt oder in einer Blindverkostung probiert werden. Dazu wird die Flasche in Albfolie eingewickelt oder mit einem strumpfartigen Überzug bedeckt. So kann jeder unvoreingenommen den Geschmack beurteilen, ohne sich von Angaben zu Jahrgang oder Anbaugebiet beeinflussen zu lassen. Damit man sich im Laufe der Weinprobe über die Ergebnisse des Geschmackstests austauschen kann, werden die Flaschen nummeriert und für Notizen vorbereitete Blätter zurechtgelegt.
Dem Aroma auf der Spur - Der Ablauf der Weinprobe
Etwa vier bis fünf Weine sollten für die Weinprobe ausgewählt werden. So können sich alle Gäste ausgiebig mit den unterschiedlichen Aromen beschäftigen. Die Weinprobe sollte ein bestimmtes Thema haben, und die Reihenfolge der probierten Weine sollte eine Steigerung beinhalten. Die Auswahl kann auf ein Anbaugebiet oder eine Rebsorte beschränkt sein, aber auch unterschiedliche Weintypen vorstellen. So kann man beispielsweise die Weinprobe mit einem einfachen Qualitätswein beginnen und die Abfolge bis zur Auslese steigern, oder man startet mit einem leichten Wein und serviert einen schweren zum Abschluss. Eine andere Grundlinie für die Weinprobe könnte von trockenen Weinen über halbtrockene bis zu mild ausgebauten (lieblichen) Weinen verlaufen oder es werden zunächst Weißweine, dann Roséweine und schließlich Rotweine gezeigt. Wer möchte, kann als Auftakt einen spritzigen Cava vorstellen, der der Weinprobe einen festlichen Charakter verleiht.
Als ideale Trinktemperatur für spanische Weine gelten bei Weißwein ca. 8°C, bei Rosada 6°C und bei Rotwein 16-18°C.
Zum Neutralisieren des Geschmacks sollte bei einer Weinprobe einfaches, stilles Mineralwasser bereit stehen und etwas mildes Brot, z.B. Baguette.
Die Weinprobe ist ein Fest der Sinne, deren Eindrücke nun ganz bewußt eingesetzt werden, um die Qualität eines Weins einzuschätzen.
Zunächst wird der Wein mit dem Auge beurteilt. Man hält das Glas ins Licht oder vor eine weiße Fläche und kann so feststellen, ob der Wein klar oder trüb ist, ob er Rückstände enthält und wie die Farbe ist. Weißwein kann beispielsweise klar und fast durchsichtig sein, eine grüngelbe oder strohige Farbe haben oder in einem vollen Goldton schimmern. Rotwein kann sich mit bläulichen oder braunen Nuancen im Glas ausbreiten, in einem hellen Kirschrot, leuchtenden Rubintönen, oder tiefen, fast undurchsichtigen schwarz-roten Nuancen. Manche Weine hinterlassen beim Schwenken Schlieren im Glas, die auch "Kirchenfenster" genannt werden. Dies hängt mit der Oberflächenspannung der Flüssigkeit zusammen, die vom Alkoholgehalt und anderen Inhaltsstoffen des Weins beeinflusst wird, und sagt nicht unbedingt etwas über die Qualität des Weins aus.
Dann kommt bei der Weinprobe die Nase zum Einsatz, die mehr Aromen unterscheiden kann, als die Zunge und den größten Beitrag zum Weingenuß leistet. Zuerst führt man das Glas ruhig an die Nase und riecht daran, ohne es zu schwenken, um einen ersten Eindruck vom Bouquet des Weins zu bekommen. Erst danach erfolgt das Schwenken des Glases, das wohl jeder mit einer Weinprobe assoziiert. Die tieferen Aromen des Weins kommen mit Sauerstoff in Kontakt und können sich allmählich entfalten. Um den Duft des Weins zu beschreiben, sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt. Häufige Aromen im Weißwein sind zum Beispiel Fruchtaromen wie Zitrone, Stachelbeere, Apfel oder reife Mango, aber auch Spargel oder grünes Holz. Die Aromen des Rotweins können an Beeren, Kirsche, Pflaume oder auch Gewürze wie Vanille, Pfeffer und Zimt sowie an Leder, Tabak oder Moschus und Trüffel erinnern. Jeder Wein bietet eine Fülle an Aromen, die sich erst nach und nach entfalten.
Nun kann der Wein endlich verkostet werden, und mit jedem Schluck werden die Geschmacksknospen auf der Zunge aktiviert. Der Wein sollte leicht schlürfend aufgenommen werden, damit auch hier die Aromen durch die Luftzufuhr deutlich zur Geltung kommen. Nun wird der Wein einige Zeit im Mund behalten und dabei hin und her bewegt, damit er die im Mund verteilten Geschmackszonen benetzen kann. Nach einiger Zeit nimmt das süße Geschmacksempfinden ab, das am vorderen Teil der Zunge geschmeckt wird, während die bitteren Geschmacksnuancen, die am hinteren Teil der Zunge aufgenommen werden, zunehmen. Die in manchen Weinen in großer Menge enthaltenen Tannine weisen nicht nur einen leicht bitteren Geschmack auf, sondern sie ziehen auch die Schleimhäute etwas zusammen, sodass ein leicht pelziges Gefühl auf Zunge und Gaumen entsteht. Man kann sie also nicht nur schmecken, sondern auch spüren. Spanische Weine aus der weit verbreiteten Tempranillo-Traube sind beispielsweise bekannt für ihren hohen Gehalt an Gerbstoffen. Tannine sind leicht bittere Gerbstoffe, die hauptsächlich in der Schale und in den Stielen und Kernen der Traube vorkommen und beim Rotwein für Geschmacksfülle und lange Haltbarkeit sorgen. Die feinen Tannine aus der Traubenschale geben dem Wein Struktur und bestimmten seine Qualität.
Nach dem Verkosten kann der Wein ausgespuckt werden. Bei großen Weinen lohnt es sich allerdings, ihn zu schlucken, um dem Abgang nachzuspüren, dem Eindruck, den der Wein als Nachhall im Mund hinterlässt. Der Abgang kann weitere Geschmackseindrücke bringen und lang oder kurz sein.
Verschiedene Weintypen
Anbaugebiete
Spanische Weine werden über das Land verteilt in ganz unterschiedlichen Regionen angebaut. Jede Region beeinflusst den Charakter des Weins. Zu den bekanntesten Anbaugebieten für spanische Weine im Norden des Landes gehört zum Beispiel das Penedès, in dem vor allem der spanische Schaumwein Cava erzeugt wird, aber auch kräftige, fruchtige Weißweine aus den Rebsorten Macabeo, Karel-lo und Parellada. Rotweine stellt man hier vor allem aus Carinena, Garnacha und Monastrell her, aber auch aus Cabernet Sauvignon und Merlot. Monastrell ist eine robuste Traube mit dicker Schale und viel Tannin. Spanische Weine mit einem hohen Anteil der Monastrell-Traube sind mild und haben einen intensiven Duft.
Im Priorato, einem kleinen Anbaugebiet, werden viel einfache spanische Weine aus der dunklen Carinena-Traube hergestellt. Zunehmend wird aber auch die Garnacha-Rebe wiederentdeckt, die die Grundlage für sehr hochwertige, charaktervolle Spitzenweine ist. Sie hat eine helle Farbe und ergibt einen samtigen, vollmundigen Wein mit Kirsch-, Zimt- und Johannisbeernoten.
Das an den Flussufern des Ebro gelegene Gebiet Rioja ist für viele der Inbegriff des Anbaugebiets für spanische Weine. Hier werden vor allem würzige, dunkle Rotweine hergestellt, zum größten Teil aus der für das Rioja typischen, hochwertigen Tempranillo-Traube, ergänzt von Garnacha und Carinena. Tempranillo heißt 'kleine Frühe', weil diese Traube früh geerntet wird. Sie hat einen kräftigen, duftig-fruchtigen Charakter. Die Weine des Rioja werden häufig in kleinen Fässern (225 l) aus amerikanischer Eiche ausgebaut, den sogenannten barricas. Diese Art des Ausbaus, die ursprünglich aus dem Bordeaux stammt, ist charakteristisch für spanische Weine aus dem Rioja, aber auch aus anderen Gebieten. Vor allem schwere Weine mit viel Substanz können gut im Eichenfass gelagert werden. Da die Fässer sauerstoffdurchlässig sind, kann der Wein während der Reife atmen und mehr Aroma entwickeln. Er wird haltbarer und erhält durch das Tannin des Holzes zusätzliche Aromen von Vanille, Tabak, Karamell oder Gewürzen.
Weiße Rioja-Weine werden meist aus der Macabeo-Traube hergestellt und schmecken oft frisch-fruchtig.
Das Navarra-Gebiet ist bekannt für Roséweine. Viele einfache Rosés werden aus der Garnacha-Traube hergestellt, aber es entstehen auch mehr und mehr feinere Weine aus der Tempranillo-Traube.
Auch im Ribera del Duero wird hauptsächlich Tempranillo (als tinto fino) angebaut. Früher stellte man daraus einfache Roséweine her, heute entstehen auch dunkle, kräftige Rotweine mit einer feinen Geschmacksstruktur. Manche Weingüter ergänzen die Tempranillo-Traube auch mit internationalen Sorten wie Cabernet Sauvignon, Merlot oder der saftig-fruchtigen Malbec-Traube.
Vor allem leichte, trockene Weißweine aus der Verdejo-Traube, ergänzt mit Viura und spritzigem Sauvignon entstehen im Rueda-Gebiet, das früher vor allem durch die Palomino-Traube bekannt war, aus der zuckerreiche, likörartige Weine hergestellt wurden.
Das kleine Anbaugebiet Toro ist auf körperreiche, temperamentvolle Rotweine aus der feinen Tempranillo-Traube spezialisiert.
Vor allem einfache, säurearme Weißweine kommen aus dem großen, sehr trockenen südlichen Anbaugebiet La Mancha. Die dort kultivierte Airén-Traube hält der Dürre gut stand und ergibt einen körperreichen Wein mit Anklängen von Zitrus- und Apfelnoten.
Spanische Weine aus dem Valdepenas sind milde, aber gleichzeitig ausdrucksvolle und elegante Rotweine aus der weißen Airén-Traube,gemischt mit nur zehn Prozent Tempranillo (hier Cencibel). Außerdem entstehen hier sehr viel einfache Weißweine und einige eichenfassgelagerte Rotweine.
Die Reifegrade
Auch durch ein genau festgelegtes System von Reifegraden werden spanische Weine gekennzeichnet. Traditionell werden spanische Weine erst verkauft, wenn sie trinkreif sind. Die Bezeichnung des Reifegrads gibt an, wie lange spanische Weine im Holzfass oder auf der Flasche gereift sind. Folgende Einteilung gilt für Rotweine: Joven ist der 'junge Wein', der ein Jahr lang reifen konnte. Er braucht nicht im Eichenfass gereift zu sein und sollte jung getrunken werden. Roble oder Semi Crianza ist eine inoffizielle Bezeichnung für Weine, die nur kurz, deutlich weniger als sechs Monate, im Eichenfass gelagert waren. Crianza heißt der zwei Jahre lang gereifte Wein, der mindestens sechs bis 12 Monate im Eichenfass verbracht haben muss. Konnte der Wein drei Jahre lang reifen, davon mindestens 12 Monate im Eichenfass, bezeichnet man ihn als Reserva. Gran Reserva schließlich heißt der älteste Wein, der eine Reifezeit von fünf Jahren hinter sich hat und davon mindestens 24 Monate im Eichenfass war. Meist sind spanische Weine in Reserve-Qualität gute Jahrgänge und sehr hochwertig. Bei Gran Reservas handelt es sich um Spitzenweine aus den besten Jahrgängen.
Es lohnt sich also, spanische Weine bei einer Weinprobe kennenzulernen und die Vielfalt ihrer Aromen zu entdecken.
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